Letzte Woche ging es um den Wandel und die Veränderung. Diese Woche steht die Veränderungskrise im Fokus. Jeder hat in der Familie oder im Bekanntenkreis Menschen um sich, die durch große Veränderungen gehen. Wie können wir ihnen helfen und beistehen? Und wie kannst du selbst erkennen, ob du in einer Krise bist und dir Unterstützung suchen solltest? Individueller und zwischenmenschlicher Beistand sind genauso wichtig wie professionelle Unterstützung in einer Lebensveränderungskrise.
Lebenskrisen sind Situationen, die allgemein zum Leben gehören und von vielen Menschen auch positiv erlebt werden. Zum Beispiel Heirat, Schwangerschaft, Kinder bekommen, Auszug aus dem Elternhaus, altersgemäße Pensionierung. Aber auch berufliche Beförderung oder Vorladungen gehören zu Lebensveränderungen.
Lebensveränderungskrisen setzen entsprechend den Krisenanlässen nicht schlagartig ein, sondern sie entwickeln sich innerhalb einiger Tage, manchmal bis zu sechs Wochen und nehmen dabei nach G. Kaplan (In: Sonneck et al., 2016) ebenfalls einen typischen Verlauf in vier Phasen. Das akute Stadium beginnt jedoch erst am Ende der dritten Phase und ist in der vierten voll ausgeprägt. Wir schauen uns hier erstmal die Phasen an und daraufhin suchen wir nach Lösungsansätzen.
Eine Krise baut sich immer auf, sie setzt nicht schlagartig ein.
Phase 1 ist die Konfrontation mit einem problematischen Ereignis. Es bleibt das gewohnte Problemverlösungsverhalten im Vordergrund und wenn dieses wirkungslos ist, führt das zum Aufkommen von Spannungen und Unbehagen.
In der zweiten Phase erlebt der Betroffene, dass er die Belastungen nicht bewältigen kann. Das heißt, er erlebt sich als Versager, sein Selbstwertgefühl sinkt, während die Spannung steigt.
Der Umgang mit dem inneren Druck ist entscheidend für die Bewältigung.
Dritte Phase, der innere Druck führt zur Mobilisierung aller inneren und äußeren Bewältigungskapazitäten. Ungewolltes, Neues wird getan. Der Betroffene wendet sich zum Beispiel an eine Beratungsstelle. Eventuell wird die Situation anders eingeschätzt. Diese Anstrengung kann zu folgenden Resultaten führen.
Entweder die Krise wird bewältigt oder es kommt zum Rückzug aus der Situation und Ziele werden aufgegeben. Es ist ein Gefühl der Resignation, das eintritt. In der Deutung dieses Vermeidungsverhalten als Lösungsstrategie liegt die Gefahr der Chronifizierung. Wenn die Anstrengung zu keinem Ergebnis führt, weil weder Bewältigung noch Rückzug möglich waren, entwickelt sich in der vierten Phase die akute Krise. In diesem Stadium sind die Belastungen und Spannungen so hoch, dass der Betroffene häufig den Eindruck hat, die Situation sei völlig ausweglos. Es kommt zu einem Zustand des psychischen und oft auch körperlichen Zusammenbruchs. In dieser Phase können sich Symptome wie Angstzustände, Depressionen, psychosomatische Beschwerden oder sogar suizidale Gedanken manifestieren. Die Krise hat ihren Höhepunkt erreicht und bedarf in vielen Fällen dringender Unterstützung von außen, um eine Eskalation zu verhindern. (Vgl. Sonneck et al. , 2016)
Hier sind einige typische Merkmale einer Krise
1. Emotionale Veränderungen:
Überwältigung oder starke Ängste: Ein Mensch fühlt sich plötzlich überfordert von den alltäglichen Anforderungen.
Depressive Symptome: Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit oder der Eindruck, dass nichts mehr besser wird.
Starke Stimmungsschwankungen: Sehr starke emotionale Reaktionen auf kleine Dinge, z.B. plötzliches Weinen oder Wutausbrüche.
Angst und Nervosität: Zunehmende Sorgen und Ängste, die die Person nicht mehr kontrollieren kann.
Verstärkter Rückzug: Eine Person kann sich von anderen Menschen und sozialen Aktivitäten abkapseln.
2. Kognitive Veränderungen:
Gedankenverwirrung: Schwierigkeiten, klare Entscheidungen zu treffen oder einfache Aufgaben zu erledigen.
Pessimismus: Ein ständiges Gefühl, dass die Situation nie besser wird.
Selbstkritik: Häufige negative Gedanken über sich selbst und das eigene Leben.
Entwickeln von Feinbildern: Häufiges negatives Reden
3. Verhaltensänderungen:
Rückzug aus sozialen Kontakten: Menschen in einer Krise neigen oft dazu, sich zu isolieren, da sie sich missverstanden oder hilflos fühlen.
Veränderung der Tagesstruktur: Unregelmäßiger Schlaf, Essstörungen oder das Vernachlässigen von wichtigen alltäglichen Aufgaben.
Impulsives oder riskantes Verhalten: In manchen Fällen kann es zu unüberlegtem Handeln kommen, etwa Drogenkonsum, exzessives Einkaufen oder andere riskante Entscheidungen.
Wiederholte Konflikte: Streits oder Unstimmigkeiten mit nahestehenden Personen, weil die emotionale Belastung steigt.
4. Körperliche Symptome:
Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Einschlafen oder Durchschlafen, oder das Gefühl, ständig müde zu sein.
Kopf- oder Bauchschmerzen: Körperliche Beschwerden, die durch den emotionalen Stress verursacht werden.
Verändertes Essverhalten: Entweder zu wenig oder zu viel essen, je nach emotionalem Zustand.
5. Verlust der Lebensfreude:
Ein Mensch in einer Krise hat oft das Gefühl, dass die Dinge keinen Sinn mehr machen. Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben, verlieren an Reiz oder Bedeutung.
6. Übermäßige Grübelei:
Anhaltendes Nachdenken über das Problem ohne Lösungsansätze, was zu einem Gefühl der Stagnation führt.
Wenn mehrere dieser Symptome über längere Zeit bestehen bleiben oder sich verschärfen, dann droht eine psychosoziale Krise.
Nicht jeder, der einige dieser Anzeichen zeigt, automatisch in einer Krise ist. Manchmal sind es nur vorübergehende Phasen oder Stress. Aber wenn mehrere dieser Symptome über längere Zeit bestehen bleiben oder sich verschärfen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass jemand Unterstützung benötigt.
Weitere Lösungsansätze und Unterstützungsmöglichkeiten
Um Lebensveränderungskrisen effektiv zu bewältigen, ist es wichtig, frühzeitig Strategien und Hilfen einzusetzen, die den Betroffenen stabilisieren und neue Perspektiven aufzeigen können. Hier einige Ansätze:
1. Früherkennung und Prävention
Die frühzeitige Wahrnehmung von Spannungen und ersten Anzeichen von Überforderung kann dazu beitragen, rechtzeitig Unterstützungsangebote zu nutzen. Offene Gespräche im sozialen Umfeld oder mit Fachleuten (Therapeuten, Berater) können helfen, die Situation einzuordnen.
2. Stärkung von Ressourcen
Betroffene können ihre inneren und äußeren Ressourcen aktivieren, wie soziale Netzwerke, Freizeitaktivitäten oder Entspannungsmethoden. Es ist wichtig, auf vorhandene Stärken und Fähigkeiten zurückzugreifen.
3. Kognitive Umstrukturierung
Das Überdenken von negativen oder festgefahrenen Denkmustern kann helfen, die Situation anders zu bewerten. Die Unterstützung durch psychologische Beratung oder Coaching kann hier wertvoll sein.
4. Professionelle Hilfe
Besonders in der dritten und vierten Phase kann eine psychotherapeutische Begleitung notwendig werden, um den inneren Druck zu reduzieren und realistische Lösungen zu erarbeiten.
5. Achtsamkeit und Selbstfürsorge
Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können dabei helfen, die körperliche und seelische Anspannung zu lindern. Auch regelmäßige Pausen und das bewusste Setzen von Grenzen spielen eine wichtige Rolle.
6. Krisenintervention
In der akuten Phase ist es essenziell, schnelle und intensive Hilfe zu leisten. Krisendienste, Notfallpsychologen oder psychiatrische Einrichtungen können eine direkte Unterstützung bieten.
Der Verlauf und die Bewältigung einer Krise hängen jedoch stark von den inneren Ressourcen, der sozialen Unterstützung und den verfügbaren Hilfsangeboten ab.
Wichtig ist es, die Situation weder zu unterschätzen noch sich zu isolieren, sondern frühzeitig Unterstützung zu suchen, um langfristige negative Folgen zu vermeiden.
Dieser Artikel gab eine Überblick und einen Anleitung wie Lebensveränderungskrisen erkennt werden können und wie ihnen begegnet werden kann. Damit können wir einen wertvollen Beitrag leisten können, wenn es nötig ist.
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Herzliche und inspirierende Grüße,

Disclaimer: Dieser Blog beschäftigt sich mit der Verbindung von Körper und Geist. Er untersucht, wie Körperpsychologie, Körperpsychotherapie und somatische Ansätze dabei helfen können, emotionale Blockaden zu lösen und zu mehr innerer Balance zu finden. Ziel ist es, einen ganzheitlichen Blick auf Heilung und Wohlbefinden zu bieten. Methoden sind immer nur mögliche Wege zur Heilung.
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