Zuerst mal sind Emotionen und Gefühle nicht das Gleiche sind, auch wenn die Wörter oft so verwendet werden.
Emotionen sind evolutionär angeboren und wir alle Menschen sind geeint in dem Besitz von Emotionen. Kennzeichen von Emotionen sind, dass es Grundemotionen gibt, die alle Menschen haben, um zu überleben. Sie verschwinden kurz nach dem Auftreten. Denke an Kinder, die weinen und gleich wieder lachen. Gefühle sind anders, sie bilden sich aufgrund von Verarbeitung. Sie sind die neurologischen Bahnen und Verknüpfungen, die wir individuell oder sogar kollektiv, bilden aufgrund des Kontexts und unseren Erfahrungen, sowie Ressourcen oder Bewältigungsmöglichkeiten. Gefühle sind Narrative. Jedes Gefühl hat seine eigene "story".
Die Asanapraxis ist dazu da körperliche Blockaden abzubauen.
Blockaden stauen sich durch Emotionen, Gefühle oder Fehlhaltungen an. Das ist normal. Durch die Asanas werden die engen Körperstellen gedehnt und bewegt, damit das Prana wieder fließen kann. Das ist ein neuro-physiologischer Prozess, aber weil alles mit allem verbunden ist, kann das auch wieder auf deine Emotionen oder Gefühle rückwirken.
Stell dir vor du hast Angst oder Sorgen. Dann wirst du vielleicht den Kopf einziehen und das macht Verspannungen im Nacken und Schultergürtel. Oder deine Schultern hängen nach vorne, weil du traurig bist oder wegen deiner großen Brust Schamgefühle hast. Das hat eine Auswirkung auf deine Brustmuskulatur.
Wenn ein Yogaasana, wie eine Rückbeuge, dann diese Stelle im Körper öffnet und mehr Raum gibt, dann kann das Prana wieder fliessen. Physiologisch wird der die Durchblutung und das lymphatische System aktiviert. Wenn der Fluss wieder hergestellt ist, kannst du eher spüren, welches Gefühl du dort angestaut hast. Der Kontakt mit deinen Gefühlen, der vorher eingefroren war, ist nun wieder hergestellt. Du kannst es wahrnehmen. Das kann überwältigend wirken. Daher sagen YogalehrerInnen in manchen Klassen, wo die Herz - oder Hüftbeugeröffnungen im Fokus stehen, dass das Gefühle auslösen kann. Auch Entspannungsposen geben Gefühlen Raum, weil durch die Stille und Weichheit, die unterdrückten Gefühle spürbar werden.
Wenn das Prana fliesst, ist der Körper erst mal in der Lage dem Gehirn als anatomische Struktur und damit dem Mind als "brain in action" die ideale Versorgung zu geben.
Der Yogi lernt vor allem eins: Still zu werden und zu beobachten.
Ein gut funktionierendem Mind ist ein Premium - Werkzeug. Er gibt uns die besten Chancen zu erkennen und die bestmöglichen Aktionen zu tätigen.
Ob der Mind gut funktioniert hat aber auch andere Einflüsse:
Im Yoga besteht der Körper aus fünf Hüllen (Koshas). Eine Kosha (auch Kosa; Sanskrit कोश, IAST: kośa), üblicherweise als "Hülle" übersetzt, ist nach der vedantischen Philosophie eine Umhüllung des Atman oder des Selbst. Es gibt fünf Koshas, und sie werden oft als die Schichten einer Zwiebel visualisiert.
Die Annamaya Kosha, die grobstoffliche materielle Ebene, stellt die die am weitesten vom wahrem Selbst dar:
Die erste Hülle baut sich aus Nahrung: Annamaya Kosha
Die Zweite aus Energie und Lebenskraft : Pranamaya Kosha
Die Dritte aus dem Denken und Geist: Manomaya Kosha
Die Vierte ist die Intellekt und Erkenntnis: Vijnananmaya Kosha
Die Fünfte ist die Glückseligkeit, sie ist unser innerster Kern, reines Bewusstsein: Anandamaya Kosha
Man kann doch gut anhand der Hüllen sehen, wie wir uns von außen nach innen und von innen nach außen durchdringen können. Natürliche Nahrung in einem gesunden Maß gibt dir gute Energie und anhaltende Lebenskraft. Dein Denken und dein Geist bleiben klar. Zucker, Alkohol etc. verklären den Geist beispielsweise. Ein klarer Geist ist fähig und kann Erkenntnisse gebären.
Erkennen ist erleuchtend.
Man kann selbst etwas nicht sein, was man erkennt. Denn sonst würde man es nicht erkennen und von außen beobachten können.
Die Erleuchtung ist dann, dass du Emotionen/Gefühle HAST und nicht Emotionen/Gefühle BIST.
Die Iren sagen zum Beispiel nicht "I am sad" sondern "sadness is with me". Da wird klar, dass wir nicht unsere Emotionen sind, sondern dass wir Emotionen und Gefühle haben. Wir sind. I AM.
Emotionen sind Bewegungen, die nach außen gehen (Latein: emovere). Dafür steht das e - vor dem motion (Engl.: Bewegung). Sie sind Informationen sind über dich, die es uns was sagen.
Wie geht es in dir? Was bewegt dich?
Wenn wir traurig sind, will dein Herz vermutlich sprechen und auf seine Weise die Traurigkeit ins fließen bringen. Durch Tränen aus deinem Feld hinaus. Ohne den Körper ginge das nicht. Wenn wir uns nicht erlauben Emotionen zu fühlen oder sie wegdrücken, dann können sie den Körper nicht verlassen.
Was auch immer bewegt wird, es bringt die Dinge in Bewegung. Sport, Yoga, weinen, in den Polster schreien, sind alles expressions, die Energie in Bewegung bringen.
Mindfulness Technik zum Umgang mit Gefühlen:
Darauf aufmerksam werden, dass man ein bestimmtes Gefühl hat und es bewertungsfrei beobachten. Mit dem Gefühl sitzen ohne in die Zukunft und Vergangenheit zu springen. Es ist einfach. Atme bewusst.
In der Einatmung spüre die Intensität des Gefühls.
In der Ausatmung entspanne ich mich.
In der Einatmung spüre die Intensität des Lebens.
In der Ausatmung entspanne ich mich.
In der Einatmung nehme ich meine Gefühle an.
In der Ausatmung entspanne ich mich
In der Einatmung bekomme ich Lebenskraft.
In der Ausatmung fühle ich Dankbarkeit
In der Einatmung bekomme ich Liebe
In der Ausatmung gebe ich Liebe.
In der Einatmung bekomme ich Licht.
In der Ausatmung gebe ich Licht.
Mindfulness hilft Emotionen und Gefühle zu beobachten und zu integrieren. Sie sind Wegweiser zu dir selbst. Was triggert dich, welche Wünsche (von denen sich der Yogi freimachen will) stehen, welches Bedürfnis meldet sich?
Und das Wunderbare: Dahinter treffen wir unser wahres, unverwundbares Selbst.
Alle Schwierigkeiten sind eine Möglichkeit mehr Gelassenheit, Vertrauen, Liebe zu SEIN.
With gratitude,
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